Nicht alleine die Demografische Entwicklung ist eine große Herausforderung für die Pflege, nein auch der Personalmangel in fast allen Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen bringt die Akteure an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Klagen ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen seit langem über das De fizit an Pflegefachkräften, so finden inzwischen auch Krankenhäuser und Rehakliniken kaum noch geeignetes Personal.

Aufgrund des Personalmangels haben schon einige Einrichtungen vor dem qualitativen Kollaps gewarnt, wie zum Beispiel das Marburger Krankenhaus. Manche Abteilungen und Pflegeeinrichtungen können deshalb schon keine Patienten/Bewohner mehr aufnehmen und so dürfte ohne Zuwanderung von Pflegefachkräften aus anderen Ländern unser Pflegesystem schon bald vor dem Zusammenbruch stehen.
Alle Ausbildungsbemühungen sind wichtig und gut, sind aber nur der berühmte Tropfen auf den heißen Stein. Sie können und werden den erforderlichen Bedarf in den nächsten Jahren bei weitem nicht decken. Aktionen wie „Flash … Pflege liegt am Boden“ oder „Pflegestreik“ in Stuttgart am Freitag den 13. November machen den Ernst der Lage zwar deutlich, bewirken aber leider nur wenig. Nach wie vor besitzt die Pflegebranche keine Lobby. Sie wird im System weiter als Heil- und Hilfsberuf angesehen. Und in der Gesellschaft gibt es zwar anerkennenden Respekt, doch ist die Anerkennung und Beachtung des Altenpflegeberufes nach wie vor eher gering. Für gute Pflege gibt es kaum Aufmerksamkeit, wohl aber für schlechte und skandalöse Zustände, die dann sofort auf die gesamte Branche verallgemeinert werden.

Um das System – insbesondere auch in Verbindung mit dem Ärztemangel – qualitativ zu sichern, erfordert es ein völliges Umdenken mit neuen Versorgungsformen. Die politischen „Reförmchen“ der Vergangenheit werden wir uns in Zukunft nicht mehr leisten können. Große Herausforderungen erfordern auch großen Veränderungswillen und „politischen Mut“ zur Reform. Die begonnene Weichenstellung mit der Erweiterung auf fünf anstatt drei Pflegegrade bzw. -stufen oder die Erweiterung der Fachkräfteanerkennung sowie die Veränderung der Ausbildung hin zu einer generalistischen Pflegeausbildung werden das Problem nicht lösen können. Weitere Maßnahmen und Lösungsansätze werden zwingend erforderlich sein. Dazu wird auch eine Anerkennung der Leistung der Pflege unumgänglich. Was das Pflegenetz dafür tut, erfahren Sie auf den Innenseiten. Andreas Haupt