Ausgabe 1/2012 – Immer deutlicher zeichnet sich ein Mangel an examinierten Pflegekräften in der Altenpflege ab. Nicht nur in HN, sondern in ganz Deutschland könnte das zu erheblichen Versorgungsengpässen führen, wenn jetzt nichts unternommen wird. Doch wie kann man dem Problem begegnen?

„Nahezu jede Einrichtung der ambulanten wie auch der stationären Altenhilfe im Stadt- und Landkreis Heilbronn ist auf der Suche nach Fachkräften“, sagt Roland Heumaier von der Peter-Bruckmann-Schule. Obwohl die Anzahl der Auszubildenden dieses Schuljahr so hoch wie nie zuvor sei, bleibe die Ausstiegsquote unmittelbar nach dem Examen höher als in jedem anderen Beruf. „Es gibt einen immer stärkeren Wettbewerb um Pflegefachkräfte“, beklagt sich ein Heimleiter, „und es wird immer schwieriger, Fachkräfte dauerhaft an eine Einrichtung zu binden. Die berufliche Mobilität hat in den letzten Jahren spürbar zugenommen.“
Die große Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt schade laut einer Pflegedienstleiterin nicht nur dem Arbeitsklima, sondern gefährde letztlich sogar die hohe Qualität der Altenpflege, die man im Kreis HN vorweisen könne. „Noch reden wir nicht von Pflegenotstand in den Einrichtungen, doch wenn nichts getan wird, droht dieser“, resümiert ver.di–Funktionärin Marianne Kugler-Wendt die Situation im Landkreis.
Vertreter der Pflegedienste nennen eine ganze Reihe von Gründen für den Fachkräftemangel: ein allzu schlechtes Image der Altenpflege, das dem Beruf die Attraktivität nehme, mangelndes Engagement und Verständnis der Politik für die Bedürfnisse der Pflegenden und ein überbordender bürokratischer Apparat, der den Einrichtungen unnötig viele Steine in den Weg lege.

Das zeige sich nicht zuletzt bei der komplizierten und oft langwierigen Anerkennung ausländischer Fachkräfte, die zunehmend benötigt werden, um die entstehende Versorgungslücke zu füllen. Vor allem bei der Ausbildung wird der Ruf nach tiefgreifenden Reformen immer lauter. Beispielsweise soll Quereinsteigern auf dem zweiten Ausbildungsweg nun vermehrt Möglichkeit gegeben werden, als Fachkraft Fuß zu fassen. „Auch mit 35 Jahren kann ich die Erstausbildung in der Altenpflege absolvieren, wenn man in jüngeren Jahren nicht die Möglichkeit dazu hatte“, meint Frau Kugler-Wendt.
Dass etwas getan werden muss, ist offensichtlich. Doch wo fängt man an? Auf Initiative des Pflegenetzes Heilbronn trafen sich im Oktober letzten Jahres zahlreiche Vertreter aus dem Gesundheits- und Pflegesektor. Als „QualitätsBündnis gegen Fachkräftemangel in der Pflege“ garantierten sie in einem gemeinsam unterzeichneten „Letter of Understanding“ ihre Zusammenarbeit. Nun versucht man im Dialog Lösungsvorschläge zu erarbeiten, denn die Uhr tickt. Die voranschreitende Überalterung der Gesellschaft erfordert immer mehr Pflegeplätze und somit auch immer mehr Fachpersonal. „Deutschland hinkt im europäischen Vergleich bereits hinterher. Wie soll das dann erst in Zukunft werden?“, fragt sich der Leiter eines Heilbronner Pflegeheimes. „Nur wenn wir jetzt alle und mit der Unterstützung von Vertretern der Politik an einem Strang ziehen, können wir dieser Problematik noch begegnen!“

Timm Schönfelder