Ausgabe 1/2009

Damit es nicht soweit kommt, geht das Pflegenetz Heilbronn e.V., seine Mitglieder und Partner seit langem gegen diese drohende Problematik mit mehreren Projekten aktiv an

Die Altenhilfe steckt wahrhaftig in einem Pflegenotstand. Dies ist aber kein neues oder lokales Phänomen, sondern besteht eigentlich schon seit Jahren. Wahrscheinlich ist es ein allgegenwärtiges Problem der Altenhilfe, zumindest ein immer wiederkehrendes – nur jetzt droht der Kollaps!

Wie vor einigen Jahren stehen unsere Einrichtungen aktuell wieder vor dem immer schwieriger werdenden Problem, geeignete Fachkräfte auf dem Pflegemarkt zu gewinnen. Mit Pflegefachkräften aus dem osteuropäischen Raum konnte bislang dieses Defizit zwar teilweise ausgeglichen werden. Aber nun stehen wir vor der größten Herausforderung, die nicht nur die hiesige Region oder Deutschland betrifft, sondern inzwischen auch ganz Europa. Denn hier ist das Buhlen um gute Pflegefachkräfte bereits in vollem Gange. Die Ursachen dafür sind sehr diffizil. Im Wesentlichen begründet sich dieser Notstand darin, dass die Berufe der Altenhilfe zwar gesellschaftspolitisch in den letzten Jahren an Beachtung gewonnen haben, es aber den Verantwortlichen seit Jahren nicht gelungen ist, dem Berufsfeld der Altenpflege ein positives Image zu verleihen. Auch Imagekampagnen wie z. B. „Pflege bewegt sich“ haben keinen oder nur geringen Effekt erzielt und waren leider nur sehr oberflächliche Kosmetik ohne Nachhaltigkeit! Dem Berufsbild fehlt es nach wie vor an Attraktivität, differenzierten Karrierechancen und monetärer Anerkennung durch gute Löhne (trotz Wachstumsmarkt Nr. 1). Damit ist der ständige „Fachkräftemangel“ vorprogrammiert.Ein weiteres Problem liegt bekanntermaßen darin, dass politische Rahmenbedingungen nur punktuell und dann auch noch konträr angegangen werden. Denn die Politik fordert zwar „gute Qualität“, stellt dafür aber die Weichen nur halbherzig oder falsch. Man versucht mittels immer mehr Kontrollen durch Heimaufsichtsbehörde und MDK die Qualität zu steigern, steigert aber stattdessen leider nur den bürokratischen Aufwand in den Einrichtungen. Dagegen stehen steigende Anforderungen an die Pflege und die zunehmenden Ansprüche der Kunden bei gleichzeitigem wachsenden Kostendruck bzw. Reduzierung der finanziellen Mittel. In diesem Spannungsfeld stehen die Pflegeleistenden und ihre verantwortlichen Träger täglich, denn die notwendige Menschlichkeit, Zuneigung und Zeit für Normalität aus einem pauschalisierten Minutentakt mit guter Dienstleistungsqualität zu generieren ist inzwischen nicht nur eine betriebswirtschaftliche Herausforderung, sondern für eine vielschichtig ausgebildete Pflegekraft eine grenzwertige Belastung, für manche sogar ein Ding der Unmöglichkeit.
Die Altenpflege hat damit eher krankmachende Arbeitsbedingungen in der Pflege, was eine signifikant höhere psychosomatische Erkrankungsrate bei Pflegekräften nach sich zieht. Man sollte einfach bedenken, dass unsere zu betreuenden Menschen nun mal kein Stückgut oder eine Produktionseinheit sind!

Hier muss man jetzt die grundlegende Problematik angehen, denn wir stehen vor der großen gesellschaftlichen Herausforderung
des „demografischen Wandels“. Hier gilt es gemeinsam anzupacken und nicht darauf zu vertrauen, dass politische Rahmenbedingungen eine Veränderung bringen. Politik denkt leider nur in max. 4 Jahresperioden, aber genau da gilt es anzusetzen und die Chance zu nutzen, wir stehen bekanntlich „vor einer Wahl“. Unser Pflegenetz Heilbronn e.V. (PfN HN) hat sich dieser Herausforderung seit langem angenommen. In verschiedenen Projekten setzen wir uns vom PfN HN neben einer leicht verständ lichen und vergleichbaren Transparenz in der Pflege –
durch unser Qualitäts-Bewertungssystem „Sterne für gute Pflege“ – schon lange auch für eine bessere und nachhaltige Qualifizierung in
der Aus-, Fort- und Weiter bildung unserer Mitarbeiter zum Wohl der Bewohnerinnen und Bewohner sowie der Patienten ein. Das Pflegenetz Heilbronn e.V. – übrigens immer noch das größte real existierende Pflegenetzwerk (von der Basis ausgehend, freiwillig, ehrenamtlich und ohne Lobby) im deutschen Gesundheitsmarkt – sieht in der Krise auch gute
Chancen und Perspektiven zur praktischen Weiterentwicklung des Gesundheits wesens.
Denn gerade wir in der Region Heilbronn mit dem steigenden Bedarf (Zunahme der Pflegebedürftigen auf 63 % bis ins Jahr 2025) werden zu einem raschen Handeln im Interesse einer guten Versorgung der Bürger gezwungen sein.
Auch sollte man nicht vergessen, dass der Gesundheitsmarkt ein entscheidender Wirtschaftsfaktor mit Wachstumspotenzial für die ganze Region ist. Wir sollten jetzt für eine gute Pflege gemeinsam handeln – gemäß dem Motto:

„Gesundheitsregion HN: Wir können mehr als Blech und Hightech – wenn’s sein muss
auch auf Hochdeutsch … !“)